Covid-19 lässt uns alle in diesem Land gerade den Atem anhalten. Jeden Morgen ist meine erste Amtshandlung die Nachrichten und die neuen Entwicklungen checken. Dabei habe ich noch vor drei Wochen mit voller Inbrunst zu meinen Kollegen gesagt, dass ich mir einen Lockdown nicht vorstellen kann und die Panikmache der Menschen, geschweige denn die Hamsterkäufe der Bevölkerung nicht verstehe. Jeden Tag sterben Tausende von Menschen an Hunger und meiner Meinung nach schlimmeren Krankheiten auf der ganzen Welt. Der Unterschied zu Corona? Es betrifft uns „nur“ indirekt und die Medien berichten nicht ständig darüber.
Auch heute noch fällt es mir schwer alle Aspekte dieser „Krise“ richtig und realistisch zu erfassen, auch wenn sich meine Meinung von vor drei Wochen doch grundlegend geändert hat. Eine Gefahr, die selbst von den Experten, Medizinern, Virologen, Politikern und Statistikern immer wieder auf unterschiedliche Weise thematisiert wird ist für mein laienhaftes Hirn einfach schwer zu erfassen. Dennoch kann ich einige Punkte mittlerweile ganz klar für mich formulieren.
- wir haben es hier mit einem unbekannten Individuum zutun, ein klitzekleines Etwas, dass es geschafft hat innerhalb weniger Wochen eine Welt aus den Fugen zu heben
- Auch ich habe letzte Woche angefangen ein paar grundlegende Lebensmittelvorräte anzulegen. Weil ich denke, dass eine Knappheit irgendwann tatsächlich daraus resultieren wird, weil Betriebe schliessen und Produktionen eingefroren werden. Weil die Produkte in den Regalen von unvernünftigen und egoistischen Menschen leergekauft werden, ohne auf seinen Nächsten zu achten (ganz ehrlich – 10pck Klopapier? Ernsthaft? Ich habs mit eigenen Augen gesehen!). Weil die Lahmlegung der Wirtschaft einfach eine Domino-Reaktion auslösen kann, die wir so in unserer Generation noch nicht erlebt haben. Und da fängt wiederum das Verständnis für die Älteren an, denn die haben das so oder so ähnlich durchaus schon durchlebt.
- Ich hab Angst um die Risikogruppe in meiner Familie. Vor allem diese Angst ist in den letzten 3 Wochen immens gestiegen. Ungefähr so, wie die Zahl der Opfer. Bei Eltern, deren Alter in der Risikogruppe liegt, wird einem anders. Vor allem, wenn man selbst zwei kleine Kinder hat, die sich nix weiter wünschen, als jetzt – in der „Kitafreien-Zeit“ – wie sonst auch immer zur Oma zu fahren, und das einfach nicht geht.
- Ich schätze seit dieser Woche alle Erzieher wieder viel mehr. Ohne unsere Erzieher und auch alle anderen Pädagogen, Lehrer, Betreuer gehts uns halt so, wie es uns nun seit einer Woche mit den Kindern zu Hause geht. Einfach SUPER.
- Das Wetter ist ein Arschloch. Anstatt dass es nun schön stürmt und schüttet, ist es die schönste Wetterwoche dieses Jahres…gefühlt. Vielleicht auch deshalb weil wir alle nicht wirklich raus dürfen. Aber wenn ich an das kommende Wochenende denke, an dem es weiterhin so sonnig sein soll und dann auch noch um die 15 Grad werden soll…herrlich, so ein Wetter von hinter der Scheibe zu beobachten.
NICHT.
Ich liebe meine Kinder. Und meinen Mann. Meistens. Aber seien wir doch mal ehrlich. Dieses ewige aufeinander Gehocke ist auf Dauer einfach nicht gesund. Ich habe mich jetzt bereits schon in der ersten Woche diverse male so laut gehört, wie schon lange nicht mehr. Ich habe aber auf der anderen Seite auch so schöne Momente beobachtet und selbst erlebt, wie ebenfalls schon lange nicht mehr.
Vom Zuhören, Weghören, Zuschauen, unbedingt auch mal Wegschauen und vor allem geduldig sein.
Jeden Tag nehme ich mir vor, die Zeit mit den beiden Knirpsen zu geniessen, nicht alles so genau und so eng zu sehen, mir öfter mal was einfallen zu lassen um die beiden vernünftig zu beschäftigen was nix mit Malen oder TV oder Tablet zutun hat und jeden Tag komme ich bei jedem dieser Punkte an meine Grenzen. Und ja, ich freue mich sehr, dass es TV und Tablet und PawPatrol und Mia & Me in unserer Welt gibt. Danke.
Ich möchte meine Erfahrungen in dieser Zeit mit Euch teilen und meine Ideen, die ich mir wie Asse aus dem Ärmel versuche zu fischen, weitergebe. Manches auch selber natürlich zusammengesammelt von Freunden, Blogs, Pinterest, WhatsApp Gruppen o.ä.
Was wir diese Woche alles Schönes zuhause gemacht haben:

Tägliche Sportstunde
Alba Basketball Berlin stellt täglich um 9h eine Kita-/Grundschul-/Oberschul-Sportstunde auf ihren YouTube Kanal. Fetzt! Die Kids hatten 30min (Kita-Version, die anderen sind glaube ich länger) echt Freude und waren danach herrlich kaputt.
Das versuchen wir nun nach Möglichkeit jeden morgen zu machen.
https://www.youtube.com/channel/UCNAj17FO6CxUU5v6wO7kPfQ

Picknick auf dem Dach/Terrasse/Garten/
Balkon…
Kuchen einpacken, Eis einpacken, eine Bluetooth Box mit einer netten Kinder- Playliste und dann in den Naschpausen Stopptanz spielen…NATÜRLICH muss die Mama mitspielen! Juhuuuu!!!
Bei den Temperaturen ist der Spaß auch echt nur mit viel Tanzbewegung zu ertragen. Aber wenigstens ein bisschen Kinder-Lüften.

Home-VOR-Schooling
Unsere Große kommt zwar erst 2021 in die Schule, aber es schadet ja nicht auch ein bisschen Buchstaben und Zahlen erkennen und Schreiben zu üben. Wir machen immer nur so viel, wieviel sie Lust hat, wenn sie nach einer Reihe keinen Bock mehr hat, muss sie auch nicht weiter machen, eine Reihe zu Ende schreiben ist aber trotzdem der Deal.

Ninja Worrior @home
Manchmal hat mein Mann seine genialen 5min. Wenn das passiert, passieren geniale Dinge. So auch in unserem Flur und hinten im Kinderzimmer. Aus allem was er gefunden hat, hat er einen Parkours gebaut, einfach bombastisch. Über eine Stunde haben sich die Kids ausgepowert, nassgeschwitzt bis auf den Schlüppi und erschöpft zufireden. Das werden wir nun immer mal abgewandelt jede Woche wiederholen. Rüberklettern, Springen, hochklettern, Balancieren, durchklettern etc. Hinten im Hinterzimmer lag noch eine Yogamatte (Purzelbäume machen), lange Kartons (Schwebebalken balancieren) und ein Trampolin.

Homeoffice neben Bügelperlen
Natürlich muss ich hier und da auch mal andere Sachen machen als ständig Kinder zu entertainen. Deshalb hab ich während der letzten Woche festgestellt, das wir bei uns am besten mit einer richtigen Tagesstruktur fahren. Daher gibt es immer mal Mama- und Papafreie Spielzeiten. Meist irgendwas zwischen 11-12 Uhr am vormittag und nochmal nach dem Mittagsschlaf zwischen 16-17h. Während dieser Zeit haben sie letzte Woche sehr gerne in meiner Nähe gesessen und sich doch recht zuverlässig und lange mit den Bügelperlen beschäftigt. Machen sie sonst nie. Ein Segen. Und Muddi kann sich endlich mal bei der Krankenkasse im Onlineportal anmelden. 🙂
Sonst noch was, woran ich mich erinnere…
- Mit den Kids kochen (siehe Header-Bild), hab irgendwie zwei Wochen vor dieser Isolation zwei Sicherheits-Kinder-Messer von Opinel gekauft, die Kinder lieben es, und wir sind ständig beschäftigt irgendwas zu schnippeln. Selbst unser kleiner kommt damit schon klar, obwohl das Messer erst ab 4 Jahren vorgesehen ist. Aber Muddi ist ja nicht dumm und weiß, dass es nur Stress geben wird, wenn ich keins für ihn da hab. Und siehe da, es klappt auch schon bei einem Dreijährigen. Top.
Kleiner angenehmer Nebeneffekt bei unserer Großen: Das was sie schnibbelt, probiert sie auch mal. Heisst bei einem Bauern, dass sie plötzlich auch mal Mango isst. - Mit den Kids backen…gleiches Prinzip wie oben. Essen fetzte diese Woche wirklich sehr.
Ich denke das reicht fürs Erste. Fortsetzung folgt nächste Woche.
Seid lieb Gegrüßt und bleibt gesund.
Frollein M.punkt