Puuuuh, das war also 2020. Was ein Jahr. Es war vieles ungewohnt und noch viel mehr einfach kacke. Ja, nennen wir es wie es war. Dieses Jahr hat mir wirklich einiges abverlangt. Viele Entscheidungen wurden getroffen und wieder verworfen, persönliche Krisen durchgestanden, Verlusst von Freunden, Verlusst von Privatsphäre, Verlusst von Geduld, immer der Blick in die nahe Zukunft – was erwartet uns, wie lange bleiben die Kitas geöffnet, schon wieder ne Anti-Corona-Demo (haben die eigentlich den Schuß nicht gehört?), Wann werden die Zahlen endlich wieder besser…ahhh jetzt ist Sommer, jetzt sind sie besser…ahhh jetzt ist Herbst, sie werden wieder schlechter…oh nein der Winter naht und bis heute weiss ich nicht wie lange dieser Winter – der ja eigentlich keiner ist oder sieht irgendwer irgendwo Schnee und Eis? – eigentlich dauern wird, pandemisch gesehen jetzt.
Aber ich muss sagen, dass nicht alles schlecht war. Wir haben sehr viel Zeit zu Hause verbracht, ich habe unsere große Berliner Wohnung sehr zu schätzen gelernt. Und selbst mit 4 Zimmern wird es in so einem Lockdown eng…ich mag mir gar nicht ausmalen, wie die großen Familien in z.B. Kreuzberg oder Neukölln, teilweise mit mehreren Generationen in einer 3-Raum-Wohnung verharren können, ohne sich an die Gurgel zu gehen. Da ziehe ich meinen Hut. Aber ja, wir hatten auch echt gute Zeiten. Der Mann hat sich zu einem kreativen Entertainer mit wirklich coolen Beschäftigungsideen entwickelt und ich hab festgestellt, ich bin einfach keine Spiele-Mama. 🙂 Einsicht ist der erste Weg zu Besserung.
Mein Jahresabschluß?
- Liebe ist immer überall – manchmal muss man allerdings genau hinschauen oder auch mal danach suchen, aber am Ende lohnt es sich IMMER.
- Die wahren Helden diesen Jahres sind für mich die Kinder, die alle Auflagen mitgemacht haben, und zwar besser als man gedacht hätte. Die zuhause verharren mussten und irgendwie dann doch nicht aus Langeweile gestorben sind…ja ok, meinen beiden musste man schon Angebote machen aber meistens haben sie die auch dankend angenommen und waren oft dann auch einfach mal zufrieden. Klar gab es auch schlimme Tage, aber auch wenn das jetzt für manche überraschend kommt: Kinder sind auch nur Menschen und dürfen auch mal schlechte Laune haben, genau wie wir Großen…muss man sich immer mal wieder sagen. Sie dürfen auch mal laut werden und Dampf ablassen. Sie müssen zwar lernen mit dem Echo zurecht zu kommen, aber ja, sie dürfen auch mal toben und sich wütend auf den Boden schmeissen.
- Freunde kommen, Freunde gehen. Dieses Jahr hat mir ganz unabhängig von Corona gezeigt, dass man, ob durch die eigene Schuld oder die der anderen, Menschen aus seinem Leben verabschieden muss. Das ist traurig und macht mich sehr fertig, ist aber oft unumgänglich und wer weiß, vielleicht treffen sich die Wege irgendwann wieder und dann ist vielleicht genug Zeit und Gras über das Vorgefallene gewachsen. Dieses Jahr hat mir gezeigt, dass es ok ist Fehler zu machen, man muss aber dazu stehen und die Konsequenzen tragen, und zwar in voller Härte. Das ist mir dieses Jahr passiert und zwar schon vor Monaten und ich knabbere da immer noch dran und weiß, dass mich das noch lange beschäftigen wird und es wird auch noch lange dauern, bis ich unbefangen dran denken kann. Kennt ihr das? Hm, macht mich gerade schon wieder direkt wieder melancholisch.
- Man darf das Wesentliche bei all dem Ärger, der da draußen abgeht, nicht vergessen. Für jeden ist „das Wesentliche“ was anderes. Mein Wesentliches ist vor allem mein Inner-Circle, also unsere kleine 4-köpfige Enklave, und mein eigenes persönliches kleines Ich. Ich habe mich dieses Jahr immer wieder daran erinnern müssen, dass ich mir wichtig sein sollte, und final gesehen ist das auch gut so, wie es sich entwickelt hat. Auch wenn ich durch ein paar emotionale Täler gehen musste um zu verstehen, daß es wichtig ist sich selbst nicht zu vergessen. Auszeiten sind so wichtig und dabei ein schlechtes Gewissen zu haben gegenüber dem anderen ist völlig unnötig, vor allem wenn dieser schon längst verstanden hat, wie wichtig diese Auszeiten sind und sie sich auch gönnt.
- Die Medien sind voller Nachrichten über Corona. Wisst ihr noch wie viele andere wichtige Dinge dieses Jahr passiert sind?
- Die Brände in Australien, die den ganzen Januar und Februar und ich glaube teilweise sogar noch darüber hinaus gewütet haben und sehr viele Menschen- und unzählige Tierleben gekostet haben. Hier könnt ihr mal sehen, wie es jetzt nach einem Jahr ausschaut: IFAW
- #BlackLivesMatter. Es musste dieses Jahr erst wieder Menschen unnötigerweise sterben, bis die Welt genauer hinsieht und die Stimmen sich erheben. Schlimm, dass es so weit kommen musste, aber auch gut, denn es zeichnet sich eine Veränderung ab. Eine Veränderung, die schon längst überfällig war. Eine Veränderung vor der sehr viele Angst haben, und sich deshalb mit Händen und Füßen wehren und sich ungerecht behandelt fühlen (plötzlich tauchte der Hashtag #alllivesmatter auf).
- Am 8. Mai vor genau 75 Jahren endet der 2. Weltkrieg. Niemals vergessen. Let’s face the darkness. #peace
- In Belarus (ehem. Weißrussland) gibt es das ganze Jahr über jeden Sonntag massive Proteste gegen den autoritären Staatschef Lukaschenko und für freie Wahlen. Überhaupt die politischen Entwicklungen in den sogenannten Ostblockländern ist besorgniserregend. Polens rechter und sehr nationaler Flügel verbietet den legalen Schwangerschaftsabbruch – als ich das hörte, dachte ich das wäre ein dummer, mittelalterlicher Scherz meines Heimatlandes…leider nein.
- Auf Lesbos gibt es immer noch Flüchtlinge…na? Wer hatte es vor dem 09. September noch so wirklich richtig auf dem Schirm?? Am 9. September wütet ein Großbrand im Flüchtlingscamp in Moria und plötzlich müssen die 12.000 Flüchtlinge – darunter hunderte Kinder – wieder flüchten…nur wohin??
- Endlich ist Trump Geschichte. Vier völlig überflüssige und idiotische Jahre eines machtgierigen Lügners. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Verlinke ich auch nicht. pfff.
- Mehrere Anschläge in vielen europäischen Städten, Autos rasen in Menschenmengen oder Karnevalsumzüge oder Menschen ballern wie von Sinnen auf andere in Fußgängerzonen. Da fehlen einem einfach die Worte.
Gutes passiert immer wieder…neben dem vielen Leid, was uns vorgesetzt wird, ist es nur etwas schwieriger zu erkennen.
Nehmen wir uns einen Moment, um uns auch mal an die ermutigendsten Stories und Schlagzeilen zu erinnern, die uns den Glauben an die Menschheit zurückgegeben und unsere Hoffnung am Leben gehalten haben.
- Kamala Harris wird die erste weibliche Vizepräsidentin der USA. Viele Hoffnungen und Wünsche erwarten Sie. Ich freue mich sehr über diesen Erfolg und bin gespannt auf das erste Amtsjahr vom neuen Power-Couple der USA..
- Viele Prominente zeigen sich solidarisch der „Class of 2020″…Was ein aufregender Start ins Erwachsenenleben hätte werden sollen, entwickelte sich ganz anders: die ersten Monate weg von zu Hause alleine in Quarantäne im Uni-Wohnheim, keine Abschlussfeiern und stattdessen die Konfrontation mit einem äußerst unsicheren Jobmarkt. YouTube Originals brachte “Dear Class of 2020” heraus, eine virtuelle Abschlussfeier, die inspirierende Leitfiguren und KünstlerInnen versammelte, um High-School- und College-AbsolventInnen und ihren Familien zu gratulieren. Die Starbesetzung reicht von Malala, Condoleezza Rice und Beyoncé bis zu Barack Obama, der den Studierenden sagte: “Wenn wir durch diese schwierigen Zeiten gehen… dann müssen wir das zusammen tun. Seid also aufmerksam für die Kämpfe eurer Mitmenschen. Und setzt euch gegenseitig für eure Rechte ein.” Inspirierende Worte.
- Es gibt ein neues Super-Enzym, das Einwegprodukte aus Plastik innerhalb von Stunden (statt Jahrhunderten!) zerlegen kann. Ein Team von WissenschaftlerInnen in den USA hat ein neues Plastik-essendes Super-Enzym mit dem Namen PETase entwickelt, aus einem Plastik-fressenden Insekt, das 2016 auf einer japanischen Müll-Deponie entdeckt wurde, und das in der Lage ist, innerhalb von Tagen die üblichen Thermoplastik-Verbindungen aufzubrechen — was normalerweise hunderte von Jahren dauert. Eine Nachricht, über die man sich freuen kann.
- Tiere die bereits kurz vor dem Aussterben waren erleben gerade eine unfassbare Wiederkehr, sowohl in ihrer Population als auch in ihrer Ansiedlung in Gebieten, wo sie eigentlich durch florierenden Tourismus verscheucht werden. Um mal zwei Beispiele von vielen zu nennen:
- Meeresschildkröten in Tunesien setzten sich gegen die Widrigkeiten der Erderwärmung, der Plastikverschmutzung und der Überfischung durch, erhöhten schnell ihre Population in der Region und tragen nun positiv zum Ökosystem bei.
- Gefährdete Blauwale — 55 Exemplare — wurden innerhalb von 23 Tagen von ForscherInnen in der Antarktis gesehen, verglichen mit nur einem gesehenen Blauwal im gleichen Zeitraum 2018

- Wer kennt den Begriff „Konversionstherapie„?? Das ist etwas, dass so unfassbar abwegig ist, dass ich es bis zum letzten Jahr gar nicht richtig auf dem Schirm hatte, ich habe überhaupt nicht erwartet, dass sowas immer noch praktiziert wird. Bei der sogenannten „Konversionstherapie“ werden Menschen der LGBTQ+-Community mit unfassbaren und sehr fragwürdigen Methoden versucht zu verändern, da man die Nicht-Heterosexualität als Störung behandelt. Dieses Jahr wurde diese „Therapie“-Methode – ich setze das absichtlich in Anführungsstriche, weil ich diese Methode nicht als ernsthafte Therapie bezeichnen möchte, sondern eher als menschenunwürdige und respektlose Foltermethode – in Deutschland und Albanien und in einzelnen Städten verboten. Auch Boris Johnson nennt die Praxis abscheulich und arbeitet ebenfalls an einem Verbot in GB. Facebook & Instagram versprachen, jegliche Werbung in diese Richtung zu blocken.
- Auf dem Höhepunkt der Pandemie im April lief der britische Kriegsveteran Captain Tom 100 Runden durch seinen Garten, mit seinen Orden an der Brust und auf seinen Rollator gestützt, und versuchte damit 1.000 britische Pfund für das britische Gesundheitssystem, den National Health Service (NHS) zu sammeln. Er bekam am Ende 33 Millionen Pfund zusammen. Jetzt, nachdem er inzwischen 100 Jahre alt geworden ist, hat Sir Tom eine neue Kampagne gestartet mit dem Hashtag #WalkWithTom, um Geld zu sammeln gegen Einsamkeit und zur Unterstützung Hinterbliebener. „Auch für dich wird die Sonne wieder scheinen und die Wolken werden verschwinden”, erklärte er.
- Und zu guter Letzt: Wir haben endlich einen, bzw. mittlerweile sogar mehrere Impfstoffe gegen Kackcorona. Nach Monaten intensiver Laborarbeit haben die Pharma-Unternehmen Pfizer und BioNTech als erste einen Impfstoff gegen das Corona-Virus entwickelt. Ein unglaublicher Tag für die Wissenschaft — es ist der am schnellsten entwickelte Impfstoff der Geschichte, von der ersten Brainstorming-Sitzung bis zu einem offenbar hoch effektiven Ergebnis. Ich denke, dass ist die beste Nachricht zum Anfang des Jahres. Die Impfungen haben uns erreicht und nun dauert es halt eine Weile, bis wir eine Herdenimmunität erreichen…aber es ist ein Silberstreif am Horizont.

Ich wünsche mir für das nächste Jahr ganz viel Liebe in meinem Leben. Ich wünsche mir, dass meine Kinder immer von genug Liebe umgeben sind, von uns und von anderen. Ich hoffe, dass wir die Herausforderungen, die uns erwarten, recht gut meistern werden und bei enttäuschten Erwartungen es uns leicht fällt auf Kompromisse zu schwenken. Ich hoffe für uns alle, dass die Impfungen die gehofften Ergebnisse bringen und dass sich auch alle – ich weiß, echt naiv von mir – impfen lassen werden, wenn sie dran sind. Ich hoffe, dass die Menschen sich an das Gute, was nebenher läuft, mehr erinnern und die guten Momente mehr zu schätzen wissen. Ich glaube ganz fest daran, dass ich mich dieses Jahr öfter mal bedanken werde, und zwar von ganzem Herzen und ernsthaft. Ich will unbedingt an mir arbeiten, sowohl charakterlich – Geduld ist jetzt schon mein persönliches Wort des Jahres 2021 – als auch körperlich – „Ich will mehr Sport machen“ nee nee…ich will überhaupt wieder Sport machen!
Ich wünsche euch allen da draußen vor allem Gesundheit, offene Augen und Herzen. Ich wünsche Euch ebenfalls jedem eine Wagenladung Geduld – sowohl in eurem eigenen Inner Circle als auch für die Entwicklungen und Menschen da draußen. Und ich wünsche Euch weiterhin ab und zu nette Unterhaltung hier auf meinem Kanal. Ich freu mich jedesmal, wenn mir irgendwo jemand ein kleines Herzchen hinterlässt oder mich Nachrichten zu Beiträgen erreichen. Danke.
Ein frohes neues Jahr 2021!
Frollein M.punkt
Anni
♥️ ♥️ ♥️ #happy2021